Wenn wir einmal Engel sind

Uraufführung: 10.10.2002
Jazz Pub Wiesen
Gastspiele: Nachtschicht Graz, Nachtschicht Wien

Fantasie für 4 Scanner und 1 Objekt

über den Amoklauf von Zöbern von Peter Wagner

Mit Christoph F. Krutzler und Dagmar Müller / Licht: Alfred Masal / Regie: Peter Wagner

Kinder- und Jugendliteraturpreis des Landes Steiermark 2000
Sonderpreis Jugendtheater, Österreichischer Jugendbuchpreis 2003 Ehrenliste

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Wenn wir einmal Engel sind

Gesamtaufzeichnung

Ein Stück, das unter die Haut geht

Und dann ging das Licht aus. Und falls es möglich ist, Stille zu steigern, so hatte diese im Publikum zum Ende des Stückes ihren Höhepunkt erreicht. Niemand wagte zu klatschen oder gar sich zu räuspern. Erst als das Licht in der Disko Jazz Pub Wiesen wieder anging und Christoph F. Krutzler vor die Zuschauer trat, brach tosender Applaus los.
Es war Donnerstagabend und die Uraufführung – eine OHO-Produktion, die der KURIER unterstützt – von Peter Wagners Werk “Wenn wir einmal Engel sind”. Eine Aufführung, die ohne Zweifel bei jedem Zuschauer tief unter die Haut drang. Und Wagner hatte Recht, als er meinte, er wird die Sternstunde eines Schauspielers erleben: Der 24-jährige Kemetner Christoph F. Krutzler spielte den eineinhalbstündigen Monolog so packend, dass in den Köpfen ein Film zu laufen begann. “Ich sah die Schule vor mir, die Lehrerin, seine Mitschüler …”, äußerte sich eine zutiefst ergriffene Besucherin.
Es war das Attentat 1997 in Zöbern, das Wagner bewegte, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen. Ein 15-Jähriger erschoss damals seine Lehrerin. “Wenn wir einmal Engel sind” enthält Fragmente dieses schrecklichen Ereignisses. Doch Wagner dokumentiert nicht einfach, er blickt hinter die Fassade. Brockenweise erhält man einen Einblick in die Welt eines Jugendlichen, der mit dieser nicht klar kommt.
KEIN URTEIL Der Autor sucht nicht nach Schuldigen, nimmt aber auch niemandem Schuld ab, er urteilt nicht. Es ist ein Monolog eines jungen “Täters”, der zurückblickt. Ein Text, den der Autor selbst genial in Szene setzt. Als Bühne dient ein Podest, mit einem hauchdünnen Vorhang umgeben. Ein “Netzkäfig”, der durch Alfred Masals farbenprächtige und effektvolle Kompositionen beleuchtet wird. Hinzu kommt die außergewöhnliche Rolle Dagmar Müllers, die mittels Kamera ergreifende Momente durch Projektionen zusätzlich verstärkt.

Viktoria Erdélyi, KURIER

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