Gatsch / Begegnung zwischen einem Engel und einem Zigeuner

Uraufführung: 2005
Offenes Haus Oberwart (OHO)

Zwei Einakter für Theaterbühne von zwei Oberwarter Autoren, einem Rom und einem Gadscho zum Attentat von Oberwart: Stefan Horvath und Clemens Berger

Regie: Angelika Messner

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Stefan Horvath ist Vater eines Attentatsopfers von 1995. Er hat sich nach dem Anschlag mehrfach in der Öffentlichkeit für die Anliegen der Roma exponiert. Selbst Kind zweier KZ-Überlebender hat er über die Jahrzehnte, genauso wie die meisten seiner Volksgruppe in Oberwart, sich über die leidvolle Vergangenheit der Roma hinwegtäuschen wollen. Durch das Attentat hätte ihn die Vergangenheit allerdings eingeholt. Seitdem versucht er sich das Leid von der Seele zu schreiben und nimmt so kämpferisch wie selbstkritisch immer wieder Stellung zu Fragen und Situation der Roma speziell im Südburgenland.
Im Herbst 2003 erschien sein erstes Buch mit Erzählungen unter dem Titel „Ich war nicht in Auschwitz“. Ein Jahr später, im November 2004 wird der Film von Peter Wagner „Stefan Horvath – Zigeuner aus Oberwart“ präsentiert.

Für die Roma-Aktionswochen 2005 hat Stefan Horvath das Theaterstück “Begegnung zwischen einem Engel und einem Zigeuner” geschrieben. Darin reflektiert er, wie in den meisten seiner bisherigen Prosa- und Gedichttexten, weniger das Verhältnis zwischen Roma und Nicht-Roma, als die Befindlichkeit des Zweifels, der Selbstkritik und Unbeholfenheit des Rom angesichts der Fatalität, als die er das Ausmaß des Vorurteiles empfindet, ohne eine Lösung für sich selbst zu finden.

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Clemens Berger hat sich über die Landesgrenzen des Burgenlandes mit seinem Erstlingsbuch „Der gehängte Mönch“ einen Namen als hochbegabter junger Autor gemacht. Er ist auf der geographischen wie sozialen Gegenseite von Oberwart aufgewachsen, dem so genannten Zuckerberg, auf dem ab den Sechzigerjahren die Neureichen ihre protzigen Häuser errichteten. Er durchleuchtet also die Gesellschaft, von der er schreibt, aus einer distanzierten Innenansicht und kommt zu keinem wirklich schmeichelhaften Ergebnis: in ihren eigenen Klischees von Wohlstand und dem Drang nach einem regelkonformen Leben gefangen treiben die Protagonisten in einem so sinnleeren wie seelenlosen Dasein vor sich hin und schnurstracks in eine selbstmörderische Einsamkeit, von der sie dann zu allem Überdruss nicht einmal etwas wissen.
 
Derzeit verfasst Clemens Berger seinen ersten Theatermonolog, als zweiten Teil eines Theaterabends über das Attentat von Oberwart. Der spezielle Reiz dieser Kombination mit dem Stück von Stefan Horvath wird darin bestehen, dass die beiden in ihren formalen Positionen sowohl die Unterschiede als auch die Gemeinsamkeiten durch die Lupe der Unterschiedlichkeiten, auch aus ihrer ethnischen Zugehörigkeit heraus, transparent machen.

Aus der Pressemappe zu den Aktionswochen Amen dschijas! – ROMA / WOCHEN / OBERWART / 2005 – 21. Jänner – 5. Feber 2005 – anlässlich des 10. Jahrestages des Attentats von Oberwart; Kurator: Peter Wagner