Besetzung: Margot: Johanna Tomek; Wanz: Gregor Seberg / Bühne: Wolfgang Horvath / Licht: Alfred Masal / Kostüm: Werner Schönolt / Maske: Ulli Koppe / Regieassistenz: Andrea Slana / Produktionsassistenz: Michi Ifkovits / Bauleitung: Gebhart Hollenstein / Produktionsleitung Theater m.b.H.: Beate Schneider / Produktionsleitung OHO: Horst Horvath / Regie: Wilhelm Pellert
Eine Koproduktion von Offenes Haus Oberwart und Theater m.b.H. Wien
1997 Aufführungsprämie des Beirats für Freie Theaterarbeit, BKA
Ein Spiel von Einsamkeit und Hass
Das stimmige Bühnenbild von Wolfgang Horvath, die akzentuierten Kostüme von Werner Schönolt, die unterstreichende Lichtgestaltung von Herbert Baireder und die hervorragenden Schauspieler Johanna Tomek und Gregor Seberg garantieren einen Theaterabend von höchstem Niveau. Tomek und Seberg sind von einer Präsenz, einer Dichte der Emotionen, einer Kraft der zeitweise hervorbrechenden Gefühle, dass es einem fast den Atem nimmt. Voll Spannung, voll Mitleid und Abscheu zugleich, beobachtet man eineinhalb Stunden lang zwei Menschen, welche die Welt zugrunde richten, die zuvor sie zugrunde gerichtet hat.
Lona Chernel, WIENER ZEITUNG
Zwei beschädigte Menschen in nächtlichem Bahnhof
Im „Theater m.b.H.“ versucht das Stück „Oberwart. Mon amour“ des burgenländischen Autors Peter Wagner jenes geistige Umfeld auszuloten, das den Boden für die Morde von Oberwart bereitete.
… Peter Wagner verzichtet in „Oberwart. Mon amour“ auf alles Plakative und Vordergründige. In Assoziation zu Marguerite Duras´ legendärem Film „Hiroshima. Mon Amour“ nähert er sich dem Grauen über eine flüchtige Liebesbeziehung zweier Menschen an.
Hiroshima ist ein Synonym für Zerstörung. Oberwart ist es auch.
Die beiden Menschen, die sich in Wilhelm Pellerts ganz auf die sprachliche Ausdruckskraft des Textes verlassenden Inszenierung am kahlen nächtlichen Bahnhof von Oberwart (Bühne: Wolfgang Horwath) treffen, sind Beschädigte, einsam, beide aus dem Raster der sogenannten kleinbürgerlichen „Wohlanständigkeit“ herausgefallen.
Annermarie Klinger, NEUE ZEIT
Oberwart ist überall
… Um den Ort ist es inzwischen still geworden in den Nachrichten. Im Theater, in der Literatur aber ist er zu einer Art Metapher avanciert. Oberwart steht dafür, dass etwas faul ist im Staate Österreich. Oberwart ist überall.
Peter Wagner macht sich auf den Weg unter die Haut, in die Psyche. Er schreibt nicht über Fremdenhass, sondern über das Fremde in uns selbst, das womöglich zu ersterem führt.
Karin Cerny, SALZBURGER NACHRICHTEN
Tatschauplatz Oberwart, eine Theaterkulisse
Der Autor hat dabei allen Versuchungen des Plakativen klug widerstanden. Ähnlich wie der legendäre Film „Hiroshima. Mon Amour“ nähert sich Wagner dem Grauen über die seltsame Liebesgeschichte zweier Verlorener, die sich zur Psychopathologie des Umfelds ausweitet.
Lothar Lohs, DER STANDARD
Ein – im besten Sinne – bescheidenes Drama: Keine großen Gesten oder Bekundungen zur traurigen Geschichte des burgenländischen Nestes, dafür eine – vom Film „Hiroshima. Mon amour“ inspirierte – betont einfache Geschichte einer Frau und eines Mannes spätnachts auf dem Bahnstein. Johanna Tomek spielt die der bürgerlichen Enge abtrünnig gewordene Margot harsch-keifend und verbittert, Gregor Seberg einen bekennenden Proleten.
Best, DIE PRESSE
Von den Stigmatisierten
Dass die einsame Frau sich zu einer schnellen Nummer mit ihm bereit findet, macht die Begegnung der beiden theatralischer als es nötig ist, es wäre, dank Wagners Fähigkeit, mit Sprache Charaktere zu transportieren, auch ohne diesen Effekt ein starker Theaterabend geworden.
Wilhelm Pellert, Wagners Autorenkollege, hat ihn inszeniert, er gehört Johanna Tomek allein, die schon lange nicht eine so starke Gelegenheit gefunden hat, ihre eminente darstellerische Potenz zu entfalten. Da bleiben für Gregor Seberg nur die Stichworte, deren er sich allerdings klug entledigt.
Viel Erfolg für ein Stück österreichischer Gegenwartsbefindlichkeit.
Renate Wagner, NEUES VOLKSBLATT