Ausrichtung für Sprech- und Tanztheater: Peter Wagner / Darsteller: Tania Golden, Christian Graf / TänzerInnen: Anna Hein, Nora Elberfeld, Zoltan Dani, Serkan Bozkurt / Sängerin: Eveline Rabold / Choreographie: Anna Hein / Bühnenbild: Wolfgang Horwath / Musik: Gerald Schönfeldinger / Licht und Produktionsleitung: Alfred Masal / Regieassistenz: Robert Koukal / Beratung und Vermittlung: Manfred Biskup / Bauten: Herbert Polzhofer, Mario Horvath / Pressearbeit: Wolfgang Spitzmüller / Büro: Monika Lehrl / Inszenierung: Peter Wagner
Eine Produktion des Offenen Hauses Oberwart im Rahmen der Projektreihe zone38.
Ein Nazi-Stück zu Silvester? Eines, bei dem man über den Holocaust nachdenken soll? In einer Nacht, in der – wenn´s schon Kultur sein soll – man sich lieber im Kabarett Lachtränen entlocken lässt? Hinter vorgehaltener Hand hatten selbst an der Produktion Beteiligte vor leeren Sesseln gezittert.
Die gab es bei der Premiere von Clemens Bergers Stück „Und jetzt“ im Offenen Haus Oberwart nicht. Im Gegenteil. Man musste einige auf andere Aufführungstermine vertrösten. Und die, die kamen, spendeten Applaus, bis die Handflächen kribbelten.
Berger hatte das Schicksal der jüdischen Opfer so nahe wie möglich geholt. Nämlich in die Gegenwart. Zum Auslöser einer Ehekrise wird die geerbte und vermutlich arisierte Wohnung in Oberwart. Ein jüdischer Veterinärmediziner soll in der Silvesternacht 1938 ebendort den Sohn und sich selbst erschossen haben. Während sie (Tania Golden) in der Wohnung keine Ruhe mehr findet, will er (Christian Graf) die Vergangenheit ruhen lassen. Die gibt in Peter Wagners Inszenierung aber keine Ruhe. Die Vertriebenen und Getöteten kehren mit Koffern und in ausgebleichten Mänteln (Bühne, Kostüme: Wolfgang Horwath) zurück. Als tanzende Gespenster – auf der Bühne, auf der Leinwand und dahinter als Schatten. Und wie oder wo Anna Hein (Choreographie), Nora Elberfeld, Zoltán Dani und Serkan Bozkurt auch zu sehen sind, ihre wortlose Darbietung fellt das Publikum. Und dann sind da noch Eveline Rabold und eine großartige Stimme, die man im Land eigentlich viel zu selten hört.
Regisseur Wagner und seinem Team gelang es, zu berühren, zum Nachdenken anzuregen, ohne dass es dem Publikum danach zum Trauern, zum nach Hause Laufen zumute war.
Viktoria Kery-Erdélyi, Kurier, 3. 1. 2009